Es existieren zwei große Denkschulen in der Analyse von Märkten und Aktien. Beide haben ihre Befürworter und liefern guten Argumente für ihre jeweilige Herangehensweise. Die Rede ist von der fundamentalen und der technischen Analyse. Wie unterscheiden sich die beiden Herangehensweisen? Wie sehen sie in der praktischen Anwendung aus? Und welche ist für Privatanleger die bessere? Das erklären wir im Blogbeitrag.
Fundamentale Analyse schaut auf „innere Werte“
Grundsätzlich arbeitet diese Denkschule mit der folgenden Prämisse: Märkte sind langfristig effizient, aber kurzfristig immer wieder ineffizient. Und darin liegt eine Chance für Anleger, Renditen zu generieren. Dazu betrachtet die fundamentale Analyse vor allem den inneren Wert einer Aktie.
Der innere Wert ist der rechnerische Wert eines Unternehmens oder eines Finanzinstruments, der Anhand von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen oder Bilanzierungsvorgaben bestimmt wird. Damit kann er in Widerspruch zum Kurswert stehen. Um den inneren Wert zu bestimmen, betrachtet der Anleger beispielsweise Finanzkennzahlen wie Umsätze, Gewinne, Verbindlichkeiten und Firmenvermögen. Aber auch das Management, spezielle Patente oder ähnliches spielen hier eine Rolle. Diesen Ansatz verfolgen insbesondere Value-Investoren mit langfristiger Perspektive
Technische Analyse setzt auf statistische Trends
Die grundsätzliche Annahme dieser Denkschule steht im klaren Widerspruch zur Fundamentalanalyse. Denn hier gehen die Anwender davon aus, dass alle bekannten Fundamentaldaten bereits im Börsenkurs einer Aktie eingepreist sind. Damit sind sie nicht mehr relevant, um eine Überrendite zu erzielen. Stattdessen versuchen Anwender losgelöst vom inneren Wert den Trend und damit die zukünftige Entwicklung der Aktie zu prognostizieren.
Dazu ziehen sie statistische Werkzeuge wie beispielsweise gleitende Mittelwerte, Widerstände und Unterstützungen in den Kurscharts, Trendlinien und Momentum Indikatoren heran. Der Fokus liegt hier mehr auf dem Markt und die Handelsmechaniken als auf der Aktie selbst. Insofern setzt die technische Analyse auch auf die Verhaltensökonomik, genauer den Bereich der Behavioral Finance. Aufgrund der eher kurzfristigen Orientierung setzen vor allem sehr aktive Trader auf diese Herangehensweise.
Welche Herangehensweise ist besser für Anleger?
Diese Frage lässt sich nur schwer pauschal beantworten. Denn beide Denkschulen betrachten potenzielle Investments unter vollkommen unterschiedlichen Kriterien. Daher gilt wie immer: Anleger müssen entscheiden, was ihnen bei der Auswahl ihrer Investments wichtig ist. Langfristiger Vermögensaufbau mit einer ausgewogenen Risikosteuerung oder kurzfristige Renditechancen mit deutlich höheren Schwankungsrisiken?
Kein Entweder-oder
Allerdings müssen Anleger sich nicht festlegen. Es kann durchaus sinnvoll sein, Fundamentalanalyse und technische Analyse miteinander zu verbinden. Man kann die statistische Entwicklung einer Aktie ebenso zu Rate ziehen, wie den inneren Wert eines Unternehmens, um sich letztlich ein umfassendes Bild zu machen. Anleger, die nur auf eine der beiden Herangehensweisen setzen, übersehen womöglich Faktoren (oder wollen diese bewusst übersehen), die für ihre Entscheidungsfindung relevant sind.
Auch bei Solidvest setzen wir deshalb auf eine Kombination der Perspektiven, beziehen die fundamentale Analyse einzelner Titel ebenso in unsere Entscheidung ein, wie die aktuelle Markttechnik (gebündelt in der FMM Methode - mehr dazu). Und versuchen daraus die richtigen Entscheidungen abzuleiten. Fairer Hinweis: Auch ein professioneller Vermögensverwalter kann nicht alle Marktschwankungen ausgleichen.