Bei der Geldanlage gibt es einen reichhaltigen Fundus an Methoden und Konzepten. Dazu gehören auch die beiden Antagonisten Bottom-Up und das Top-Down-Investieren. Wie diese beiden Herangehensweisen funktionieren, wie sie sich unterscheiden und ob sie am Ende wirklich so gegensätzlich sind, erklären wir in diesem Beitrag.
Was ist Bottom-Up-Investing?
Dieser Ansatz betrachtet die Welt der Kapitalmärkte, wie der Name schon sagt, von unten nach oben. „Unten“ bedeutet, dass sich der Ansatz auf die Analyse von Unternehmen bzw. einzelnen Wertpapieren konzentriert. Wer sich noch an den Grundkurs VWL erinnern kann: Hier bewegen wir uns im Bereich der Mikroökonomie.
Anleger, die diesem Ansatz folgen, betrachten vor allem Bilanzen und finanzielle Solidität eines Unternehmens, ihre regelmäßigen Berichte zur Geschäftsentwicklung, aber auch ihre Produktportfolios und die allgemeine Nachfragesituation sowie strukturelle Faktoren. Bottom-Up-Investing setzt also stark auf die Fundamentalanalyse.
Aktien & Unternehmen im Fokus
Auch wenn dieser Ansatz Marktzyklik und übergeordnete Faktoren depriorisiert, ignoriert er sie nicht zwangsläufig vollständig. Sektorentwicklungen, Wettbewerber, Marktlage werden durchaus hinzugezogen. Trotzdem setzt der Bottom-Up-Absatz klassischerweise darauf, Aktien längerfristig zu halten und kurzfristige Entwicklungen auszublenden. Mehr zum Thema Fundamentalanalyse und zu Aktienkennzahlen, auf die die Profis schauen, lesen Sie auch auf unserem Blog.
Die Vogelperspektive: Top-Down-Investieren
Gewissermaßen die Antithese zum Bottom-Up-Ansatz ist das so genannte Top-Down-Investieren. Wenn wir in der VWL bleiben wollen: Dieser Anleger bewegt sich in den Gefilden der Makroökonomie. Hier spielen vor allem gesamtvolkswirtschaftliche Faktoren wie Geld- und Zinspolitik, Konjunktur, Inflation oder Rohstoffpreise eine wichtige Rolle. Gleichzeitig betrachtet der Top-Down-Ansatz die Kapitalmärkte aufgeteilt nach Regionen, Sektoren und Asset-Klassen.
Auf dieser Ebene trifft der Anleger dann auch die entsprechenden Entscheidungen. Wenn beispielsweise plötzlich Europa statt Asien besonders chancenreich erscheint, könnten Assets von einer in die andere Region verlagert werden. Grundsätzlich trägt der Top-Down-Ansatz auch kurzfristigen Entwicklungen sehr viel stärker Rechnung als das beim Bottom-Up-Investieren der Fall ist.
Gegensätze oder sinnvolle Ergänzung?
Wenn Sie sich beim Lesen des Textes bisher gedacht haben „aber wäre es nicht sinnvoll, beides miteinander zu kombinieren?“, dann kann ich Ihnen nur beipflichten. Genauso sehen wir das auch, weswegen wir in unserem Investmentprozess beide Ansätze miteinander kombinieren. Auf Ebene der Asset Allokation arbeiten wir Top-Down und bestimmen so die grundsätzlichen Allokationsquoten nach Assetklassen, Sektoren und Regionen. Die Einzeltitelauswahl erfolgt dann Bottom-Up, indem wir über ein umfassendes Scoring-Modell Aktien bewerten und in unsere Portfolios kaufen – oder aber auch verkaufen.