An den Kapitalmärkten existieren zahlreiche Merksprüche, Weisheiten und Faustregeln. Ein nicht geringer Teil davon bezieht sich auf Jahreszeiten und Monate, die entweder besonders gut zur Anlage geeignet sind oder aber als eher risikoreich gelten. Der Oktober fällt in letztere Kategorie und genießt folglich unter Anlegern einen durchwachsenen Ruf. Doch wieso überhaupt? Tut man ihm am Ende unrecht? Das und mehr erklären wir in unserem Blogbeitrag.
Woher kommt die Oktober Abneigung?
Dass der Oktober unter Anlegern generell eher unbeliebt ist ein Fakt. Dieser Mangel an Zuneigung lässt sich unter anderem auf den „Oktober-Effekt“ zurückführen. Anhänger dieser vermeintlichen Marktanomalie gehen davon aus, dass Aktien im Oktober allgemein eher schwächer tendieren als im sonstigen Jahresverlauf. Sie leiten diese These von historischen Börsencrashes ab, die im Oktober stattgefunden haben. Begonnen mit der Bank Panik von 1907, auch bekannt als Knickerbocker Krise, über die Weltwirtschaftskrise 1929 bis hin zum Black Monday 1987.
Panik von 1907 (Knickerbocker Krise)
Ohne zu sehr in die Details gehen zu wollen: Im Zentrum dieser Krise standen New Yorker Banken, die durch gescheiterte Übernahmefinanzierungen und darauffolgende Bankruns in Liquiditätsengpässe gerieten. Prominentestes Opfer dieser Krise war die Knickerbocker Trust Company, die damals drittgrößte Trust Bank in New York.
Ein gewisser John Pierpont Morgan, der bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts einer der einflussreichsten Bankiers der USA war, rettete durch eine umfassende Liquiditätsbereitstellung zahlreiche Banken und konnte so die Krise eindämmen. Die Aktienkurse an der New York Stock fielen zwischenzeitlich um fast 50 Prozent vom Vorjahreshöchststand. Eine der Nachwirkungen der Krise: Die Gründung der US-Zentralbank Federal Reserve, beziehungsweise ihres Vorläufers.
Weltwirtschaftskrise 1929
Noch verheerender traf es die Wall Street und nachgelagert die Weltwirtschaft knapp 20 Jahre später. Nach hoch erfolgreichen Börsenjahren, die mehr und mehr Menschen an die Kapitalmärkte lockten, gab es im Oktober 1929 das böse Erwachen. Gleich an mehreren Tagen kam es zu massiven Kursverlusten, mit dem Startschuss Black Thursday.
Black Monday 1987
Der ersten Börsencrash nach Ende des Weltkriegs begann nicht etwa an der Wall Street, sondern in Hong Kong. Der Industrie Index Dow Jones verlor innerhalb eines Tages über 22 Prozent – bis zum heutigen Tag ein historischer Rekord. Übrigens: Der Dow stand bereits 15 Monate später wieder auf Vorkrisenniveau.
Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Zweifelsfrei war der Oktober in der Börsengeschichte nicht krisenfrei. Aber dennoch bleibt die Frage: Ist der Oktober überdurchschnittlich verlustreich? Trotz bekannter Börsenabstürze ist der Oktober keinesfalls ein besonders schlechter Börsenmonat. Das zeigen die Daten verschiedener wichtiger Börsenindizes, die wir hier für Sie dargestellt haben. Anleger sollten selbstverständlich trotzdem niemals die psychologischen Aspekte bestimmter Börsenweisheiten unterschätzen.
Oktober ist besser als sein Ruf
Der Oktober hat sich aber als Börsenmonat erwiesen, in dem mehr Bärenmärkte enden als anfangen. Die Marktverwerfungen 1987, 1990, 2002 und 2002 erlebten jeweils im Oktober ihren Turnaround, worauf langfristige Rallies folgten. Nicht zuletzt deshalb nutzen antizyklische Investoren den Monat immer wieder als Gelegenheit zum Nachkaufen. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Oktober per se ein besonders guter Monat zum Anlegen ist. Er ist lediglich genauso gut oder schlecht wie die 11 anderen Monate im Jahr. Bei Anlegern mit einem langen Horizont ist Durchhaltvermögen ohnehin wichtiger als der perfekte Zeitpunkt für eine Investition.