Markt-Sentiment: Wie Anleger die Stimmung an der Börse erkennen

11
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February
2022
·
Investieren und Geldanlage

Gefühle sind eine komplexe Angelegenheit. Sie lassen sich nur schwer messen oder klar definieren. Aber sie konstituieren etwas für den Menschen Elementares: seine Stimmung. Doch nicht nur für den Menschen spielen Stimmungen eine wichtige Rolle. Auch die Börsen und die Märkte kennen Stimmungen. Diese wird auch Markt-Sentiment genannt. Was das Markt-Sentiment genau ist, wie sich die Stimmung an den Märkten auswirken kann und wie Anleger sie erkennen, erklären wir in diesem Beitrag.

Tierisches Gefühls-Chaos

Grundsätzlich sprechen Experten beim Markt-Sentiment von der generellen Einstellung der Anleger zur Preisentwicklung an den Börsen. Diese Einstellung lässt sich grob in zwei gegensätzliche Pole unterteilen. Auf der einen Seite stehen die, die eine positive Entwicklung erwarten und eine optimistische Sicht nach vorne haben: die Bullen. Haben die Bullen insgesamt auf dem Stimmungsspektrum Oberwasser, ist von einem bullishen Sentiment die Rede. Auf der anderen Seite des Spektrums befinden sich die Pessimisten, die auch als Bären bezeichnet werden. Wenn der Pessimismus insgesamt überwiegt, sprechen Analysten von einem bearishen Markt-Sentiment.

Warum ist das Markt-Sentiment überhaupt wichtig?

Das Sentiment kann ein Anhaltspunkt sein, um begründete Annahmen zu weiteren Kursverläufen anzustellen. Es geht also wie fast immer darum, die zukünftige Entwicklung an den Märkten zu antizipieren und sich entsprechen zu positionieren. Das Sentiment ist allerdings nur eine kurzfristige Entscheidungshilfe für Anleger, da es sich immer um eine Momentaufnahme handelt. Außerdem spielen neben dem Sentiment eine ganze Reihe weiterer Faktoren eine gewichtige Rolle in der Entwicklung der Kapitalmärkte.

Ganz wichtig: Das Markt-Sentiment blickt auf Emotionen und ist daher nicht gleichzusetzen mit der fundamentalen Bewertung von einzelnen Aktien, die sich mit den wirtschaftlichen Kennzahlen beschäftigt. Das heißt, dass Stimmungen am Markt beispielsweise eine Überbewertung oder eine Unterbewertung von Aktien hervorrufen können. Manche Investoren machen sich genau das zunutze und versuchen, bestimmte Titel unter Wert zu kaufen.

Woran erkennen Anleger das Sentiment?

Um die aktuelle Stimmung am Markt zu erkennen, können Anleger eine Reihe von Indikatoren zu Rate ziehen. Diese lassen sich in verschiedene Kategorie unterteilen: Finanzmarkt-basiert, Umfrage-basiert, Medien/Berichterstattungs-basiert, Online-Suchverhalten-basiert und sonstige nicht-ökonomische Faktoren. Wir listen hier ein paar der wichtigsten Indikatoren auf, erheben aber selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Umfragen-Indikatoren

Besonders beliebt sind regelmäßige Umfragen unter institutionelle Investoren (Bspw. Fondsmanagern), wie etwa der NAAIM Exposure Index. Dieser gibt die durchschnittliche Investitionsquoten US-Amerikanischer Risikomanager über die zurückliegenden zwei Wochen an. Eine hohe Quote deutet auf ein positives Sentiment hin, während eine niedrige Quote auf ein eher pessimistisches Sentiment hindeutet. Neben dem NAAIM Index gibt es bspw. die Umfragen des deutschen Anbieters Sentix, aber auch Auswertungen von Universitäten wie den University of Michigan Consumer Sentiment Index.

Put-Call-Ratio

Ein weiterer oft herangezogener Indikator ist das so genannte Call-Put-Ratio (PCR). Es gehört zu den Finanzmarkt-basierten-Indikatoren und gibt das Verhältnis zwischen Kauf- und Verkaufsoptionen an einem Börsenplatz oder für einen Index wieder. Überwiegen die Verkaufsoptionen (Put Options), ist die Stimmung der Anleger bearish. Dominieren die Kaufoptionen haben wir es mit einem bullishen Markt-Sentiment zu tun. Achtung: Das PCR gilt gemeinhin als Kontraindikator. Lässt sich am PCR eine schlechte Stimmung ablesen, entwickeln sich Kurse also in der Regel eher positiv. Bereits ein ausgeglichenes PCR, also um 1, spricht für ein leicht negatives Sentiment. Das liegt darin begründet, dass Call-Optionen normalerweise stärker nachgefragt sind als Put-Optionen.

Börsenbriefe und Wirtschaftsmedien

Die Macht des geschrieben Wortes ist nie zu unterschätzen, das gilt auch für das Markt-Sentiment. Die Stimmungslage innerhalb reichenweitenstarker Börsenbriefe und bekannter Wirtschafts-Medien wie Wall Street Journal, New York Times, Financial Times und Co. kann einen guten Eindruck über die Stimmungslage unter Anlegern vermitteln. Und sogar einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Finanzmärkte nehmen. Prominentes Beispiel: Die Recherche der Financial Times rund um den Wirecard Skandal. Mittlerweile werden sogar sprachliche Big Data Analysen der Medienlandschaft eingesetzt, um Stimmungen zu ermitteln.

Stimmung als Entscheidungsgrundlage

Können Anleger mithilfe des Markt-Sentiments sinnvolle Investitionsentscheidungen treffen? Bei DJE gehen wir davon aus, dass das Markt-Sentiment im Anlageprozess berücksichtigt werden sollte. Deshalb ist in der hauseigenen FMM-Methode auch die Betrachtung der Markttechnik, zu der das Sentiment im weitesten Sinne zählt, mitinbegriffen. Anlageentscheidungen wiederum allein auf Grund des Markt-Sentiments zu treffen, greift fachlich gesehen zu kurz, da beispielsweise die fundamentale Bewertung völlig außen vor gelassen würde und es letztlich nur kurzfristige Momentaufnahmen bietet. Für die langfristige Geldanlage spielen aber gerade diese Kennzahlen eine entscheidende Rolle. Wer also mit einem langen Anlagehorizont agiert, sollte sich vom kurzfristigen Sentiment nicht verrückt machen lassen.

Marketing-Anzeige – Alle hier veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar. Die enthaltenen Aussagen geben die aktuelle Einschätzung der DJE Kapital AG wieder. Diese können sich jederzeit, ohne vorherige Ankündigung, ändern. Alle getroffenen Angaben sind mit Sorgfalt entsprechend dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung gemacht worden. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch keine Gewähr und keine Haftung übernommen werden.
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